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Asgar Abbaszadeh

Gemeinschaftsschule Gersheim

Zwanzig Jahre ist es her, dass ich selbst Pate der ersten „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ im Saarland geworden bin. Zwanzig Jahre, in denen sich Pädagog:innen, Schüler:innen und ihre Kooperationspartner:innen gegen Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft stellen. Zu diesem Engagement gratuliere ich herzlich!

Als Rassist:in wird man nicht geboren. Rassismus wird erworben: durch Erziehung im Elternhaus, falsche Vorbilder, negative Einflüsse, denen schon Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind. Schade eigentlich, dass es eine „KITA ohne Rassismus“ nicht gibt. Man kann nicht früh genug anfangen, werteorientiert mit Kindern zu arbeiten.

In diesen zwanzig Jahren hat sich die rassismuskritische Pädagogik weiterentwickelt. Heute liegen differenzierte wissenschaftliche Erkenntnisse vor, und es wurden vielfältige pädagogische Materialien entwickelt – von Spielzeug über Bücher bis zu visuellen Medien. Niemand kann mehr sagen, dass man nicht wüsste, wie man antirassistische Bildung umsetzen kann in Schulen und Kitas.

Gleichzeitig ist es erschreckend, dass in den letzten zwanzig Jahren der Rassismus selbst nicht weniger, sondern stärker geworden ist. Auf Eltern und Pädagog:innen kommt deshalb immer mehr Arbeit zu, wenn es um die Vermittlung von Werten und Haltungen geht. Sich neutral zu verhalten und sich nicht einzumischen, wenn Menschen rassistisch angegangen oder rassistische Äußerungen getan werden, ist falsch und feige!

Es gilt, Rassismus früh zu erkennen und beherzt dagegen vorzugehen. Das muss geübt sein in dieser Zeit, in der Rassismus salonfähig geworden ist und Rechtspopulisten in Parlamenten präsent sind. In der globalisierten Welt, in Zeiten von AfD und ihresgleichen müssen Bildungspolitiker:innen erkennen, dass es mit Sonntagsreden nicht getan ist. Es gilt, Antirassismus und Friedensarbeit als Fach in die Lehrpläne der Schulen zu integrieren und interkulturelle Sensibilisierung fächerübergreifend in den Schulen zu vermitteln.

Es lauern Gefahren von allen Seiten: ob in den Schulen, in den Medien, auf der Straße oder auf den Fußballplätzen. Das zeigen etwa rassistische Vorfälle im Fußball und ihre Beschwichtigung - so bei der Berichterstattung über die Störung der Mahnwache für die Opfer des Anschlags von Hanau am 19. Februar 2022 durch Anhänger des FC Saarbrücken. Auch der Fall Dennis Erdmann vom letzten Jahr und der Angriff auf einen Studenten in Saarbrücken sprechen eine andere Sprache, nämlich dass sich Rassismus und seine krankhaften Gedanken überall eingenistet haben. Rassismus ist für Menschen mit Migrationsgeschichte Alltag, und er begegnet ihnen überall und oft genug nicht mehr subtil, sondern aggressiv und offen.

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hat in den letzten zwanzig Jahren viel geleistet, aber das Programm wird leider auch weiterhin gebraucht. Ich bin dankbar, dass es immer wieder Schulen gibt, die zeigen, dass sie Rassismus keine Chance geben wollen.

Asgar Abbaszadeh  
Berater für interk. und interrel. Sensibilisierung
Vereidigter Dolmetscher für Persisch(Farsi) & Afghanisch(Dari)

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